Kryptorchismus

Die Krankheit

Der Kryptorchismus wird auch als Einhoder oder Hodenhochstand bezeichnet. Es kann sich hierbei um das fehlen, beziehungsweise nicht Absteigens von einem, aber auch von beiden Hoden handeln.

Man spricht von einem einseitigen / unilateralen, oder von einem beidseitigen / bilateralen Kryptorchismus. Je nach Lage des nicht abgestiegenen Hodens unterscheidet man den inguinalen(Leistenhoden), oder den abdominalen (Bauchhoden) Kryptorchismus. Der rechtsseitige Kryptorchismus überwiegt dem linksseitigen, da der Weg, den der rechte Hoden zurücklegen muss länger ist, als den des linken Hodens.

 

Die Entstehung

Die Hoden beim männlichen Fötus liegen im retroperitonealen Raum, das heisst zwischen der unteren Rückenmuskulatur und der Begrenzung der Bauchhöhle. Der Abstieg der Hoden beginnt in der Mitte der Trächtigkeit. Das wird durch die Verkürzung des Leitbandes, was den Hoden mit dem Hodensack verbindet, ausgelöst, und dieser Prozess wird durch männliche Geschlechtshormone gesteuert. Bei der Geburt befinden sich die Hoden in der Nähe des Leistenkanals, und sind bei den meistens Rüden im Alter von 6 – 8 Wochen komplett abgestiegen. Durch rassebedingte Unterschiede und individuelle Schwankungen ist nicht klar zu sagen, ab wann die Hoden zu fühlen sein müssen. Der Leistenkanal schliesst sich jedoch mit 6 Monaten teilweise, und dann ist ein weiterer Abstieg ausgeschlossen.  

 

Die Konsequenzen des Kryptorchismus

Es ist wissenschaftlich Nachgewiesen, dass Kryptorchismus eine angeborene, erbliche Krankheit ist.

Die dafür verantwortlichen Gene liegen ausserhalb des Geschlechtschromosomen X / Y, müssen reinerbig sein, und es sind mehrere Gene dafür verantwortlich.  Man spricht hier von einem autosomalen, rezessiven, polygenen Erbgang, das heisst auch, weibliche und männliche Tiere können die Krankheit weitergeben. Ebenso wurde nachgewiesen, dass Kryptorchismus häufig mit anderen angeborenen Defekten einher geht; Kniescheibenluxation, Hüftgelenksdysplasie oder Nabelbruch.

Der intraabdominale Hoden kann, aufgrund der höheren Temperatur im Bauchraum tumorös entarten. Es können gutartige aber auch bösartige Tumore entstehen. Einige sind Hormonell aktiv, was wiederum sekundären  Erkrankungen hervor rufen kann, z. B. Prostataerkrankungen oder Rückenmarkssuppresion.

Natürlich können auch inguinale Hoden, und die abgestiegenen Hoden entarten, sie sind aber besser kontrollierbar, da sie jederzeit durch Abtasten kontrolliert werden können. Bei einem Einhoder besteht auch die Gefahr der Torsion, das Verdrehen des Hodens im Hodensack. Es tritt relativ selten auf, ist aber äussert schmerzhaft und lebensbedrohlich.

 

Behandlung

Die Kastration ist eine sinnvolle Behandlung bei einem intraabdominalen Hoden, da das Risiko einer Entartung völlig ausgeschlossen wird. Wenn die Kastration abgelehnt wird, empfiehlt sich eine regelmässige Ultraschalluntersuchung des im Bauchraum liegenden Hodens, da sonst meistens eine tumoröse Entwicklung erst sehr spät, vielleicht zu spät entdeckt wird.

Bei inguinal liegendem Hoden sollte der Tierarzt die betreffende Seite regelmässig abtasten um eine Veränderung frühzeitig zu erkennen.

 

Man kann auch im Welpenalter Hormone spritzen, jedoch ist der Erfolg relativ bescheiden (ca. 50%), und man kann nicht sagen, ob die Hoden ohne Behandlung nicht sowieso abgestiegen wären.

Es gibt noch die Möglich der Orchipexie (operative Verlagerung des Hoden in den Hodensack und anschliessender Fixierung).  

Doch da kryptorchide Rüden, aber auch deren weibliche Nachkommen absolut, und ohne Ausnahme von der Zucht ausgeschlossen werden müssen, gehe ich hier auf keine der beiden Methoden ein.

 

Erfahrungen

Leider ist es immer noch so, dass nur kryptorchide Rüden von der Zucht ausgeschlossen sind, und deren weibliche Nachkommen nicht. Mir ist auch bewusst, dass das zu kontrollieren sehr schwierig ist, ob ein weibliches Tier von einem kryptorchiden Rüden abstammt, aber da müssten sich die Rasseverbände eben etwas einfallen lassen, zum Beispiel Eintrag im Zuchtbuch durch den Tierarzt oder den Zuchtwart, und die Züchter müssen endlich ehrlicher werden mit Erbkrankheiten, und sie offen legen.

Es muss oberstes Zuchtziel eines verantwortungsvollen Züchters sein, nur mit absolut gesunden, robusten und wesensfesten Tieren zu züchten, damit die eigene Rasse gesund, robust und ursprünglich bleibt. Leider geht das immer mal wieder vergessen, und es wird um jeden Preis Nachwuchs produziert, nur um die eigene Linie weiter zu führen; ob Krankheiten vorhanden sind oder nicht.